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Pfarreien

Die Priester der Familie Mariens verwalten derzeit historische Pfarreien:
Nové Hrady (Grazten) und Žumberk (Sonnberg)
– Dobrá Voda u N. Hradů (Brünnl)
– Horní Stropnice (Strobnitz) und Hojná Voda (Heilbrunn) und Rychnov u N. Hradů (Deutsch Reichenau)
– Trhové Sviny (Schweinitz)
– Olešnice (Elexnitz)

Kirche Gratzen

Eine Pfarrkirche wird im Jahre 1284 erstmals erwähnt. Gratzen wurde dann 1425 durch Taboriten zerstört. Bevor es sich von diesem Schlag erholen konnte, wurde es 1467 wiederum niedergebrannt, als sich Zdeněk von Sternberg an Johann von Rosenberg rächte, der treu zu Georg von Poděbrad hielt. Wie schwer es die Stadt damals hatte, lässt sich aus der Baugeschichte der neuen Kirche erahnen. Man konnte mit dem Bau überhaupt erst nach 1500 beginnen, und erst 1590 wurde das Gotteshaus vollendet. Umso mehr bewundern wir den edlen gotischen Bau, der außen nur am Turm kleine Veränderungen erfahren hatte. Der erste Turm wurde nämlich 1607 vom Blitz getroffen und daraufhin im Renaissancestil erhöht und mit einer Zwiebel im gleichen Stil versehen. Dies zeigt auch ein Bild des Klosterstifters Ferdinand von Buquoy in Rosenberg. Im Jahre 1726 erhielt der Turm dann die heutige barocke Zwiebel. Die Seelsorgearbeit oblag bis zur Gründung des Servitenklosters 1677 den Zisterziensern aus Hohenfurt. Mit dem Bau des Klosters waren auch Veränderungen im Innenraum der Kirche verbunden. Es entstand die neue Sakristei, und die Kirche erhielt eine frühbarocke Innenaustattung. Der Hauptaltar und zwei Seitenaltäre aus dem Jahr 1678 stammen von einem unbekannten Meister. Den gleichen Hochaltar finden wir aber auch in der Kirche zum hl. Bartholomäus in Pelhřimov. Die Kanzel, die Beichtstühle und die Bänke stammen aus dem Jahr 1697. Im Jahr 1733 wurde die Kirche mit Granitplatten ausgelegt. Das Altarbild des Hochaltars stellt die Sendung des Heiligen Geistes dar. Darüber ist ein Bild des Mailänder Kardinals Karl Borromäus, der 1584 starb und 1610 heiliggesprochen wurde. Eine Statue des hl. Wenzel, zusammen mit dem hl. Sigmund und dem hl. Adalbert, bildet den Abschluss des Altarbildes. Links und rechts des Altarbildes stehen die überlebensgroßen Statuen der hll. Petrus und Paulus. Reliefs am Altarunterbau zeigen Begebenheiten aus ihrem Leben: Petrus wird von einem Engel aus dem Kerker befreit, Paulus dagegen wird von seinen Verfolgern gerettet, indem er in einem Korb von der Stadtmauer von Damaskus heruntergelassen wird. Über dem Tabernakel befindet sich in kostbarem Rahmen ein 17×34 cm² großer verblichener Holzschnitt, der Maria vom guten Rate darstellt. Karl Bonaventura von Buquoy hatte das Marienbild im Jahr 1619 aus einem brennenden Haus in Záblatí gerettet. Den Annaaltar schmücken Statuen der hl. Katharina mit dem Rad und der hl. Barbara mit Schwert und Kelch. Den Abschluss bildet der Erzengel Michael. Beim Altar der sieben Gründer des Servitenordens stehen Statuen der hll. Sebastian und Rochus, oberhalb davon eine Skulptur des hl. Georg. Die Statuen von zwei Heiligen des Servitenordens, des hl. Peregrin unter dem Kreuz und des hl. Philippus Benitius, befinden sich auf dem Annaaltar bzw. bei der Kanzel zwischen den vier abendländischen Kirchenvätern.

Das Marienbild aus Záblatí

Das Bild „Maria Trost“, auch „Marienbild aus Záblatí“ genannt, befindet sich beim Hauptaltar der Kirche St. Peter und Paul in Gratzen und misst nur 17×34 cm. Es ist eine ikonografische Darstellung von Maria auf dem Halbmond, das Jesuskind auf dem linken Arm. Es handelt sich um ein Bild, das Karl Bonaventura Graf von Buquoy 1619 während der Schlacht bei Záblatí unweit von Vodňany aus einem brennenden Haus gerettet hatte. Er trug es stets bei sich und betete zur Jungfrau Maria. Nach seinem Tod wurde das Marienbild auf einem Heereszug nach Nové Zámky ins ehemalige Ungarn gebracht, und schließlich gelangte es in die Jesuitenkirche St. Anna in Wien, wo es sehr verehrt wurde.
Im Jahr 1674 konnte die Familie von Buquoy das Bild nach Gratzen zurückbringen. 1679 ließ Gräfin Margaretha von Buquoy das vom Feuer geschwärzte Gnadenbild in einen Goldrahmen geben, und von da an wurde es jedes Jahr am Fest Mariä Geburt in Gratzen feierlich verehrt. Am 11. Juni 1753 fand das Bild seinen Platz am Hauptaltar der Servitenkirche, wo es auch im 19. Jh. das Ziel für viele Pilger aus der Umgebung war. Am 8. Mai 1974 gedachte man in Volders in Tirol beim 300-Jahr-Jubiläum der Rückkehr des Bildes nach Gratzen. Bis heute ist die Gottesmutter aus Záblatí auch auf Pilgerzugsfahnen zu sehen.


Jetzkobrunn (Údolí u Nových Hradů)

In einem Weiler des Dorfes Údolí bei Gratzen, nahe der Staatsgrenze zu Niederösterreich, liegt ein kleines Tal namens Jetzkobrunn. Gegenüber einer Passionssäule bei der Quelle berfindet sich das Geburtshaus von P. Bonfilius Wagner, des letzten Priors des Servitenklosters in Gratzen. Das Wort „Jetzko“ bedeutet im örtlichen Dialekt „warm“, „stark“ oder „heilend“. Demnach steht dieser kleine Wallfahrtsort im Zusammenhang mit einer Heilwasserquelle.

Ursprünglich war hier eine spätgotische Kapelle. Zur Zeit Kaiser Josefs II. wurde im Jahr 1790 an ihrer Stelle eine andere Kapelle erbaut, was in jener Zeit sehr selten geschah. Als in der Kapelle eine Quelle unter dem Altar hervorsprudelte, strömten Pilger nicht nur aus Tschechien, sondern auch aus Niederösterreich herbei. Georg Graf von Buquoy ließ 1875 die Kapelle restaurieren. Eine barocke Holzstatue der Immaculata zierte den Altarraum, vier kleine Barockengel schmückten die Seitenwände.

Besonders gern benetzten Pilger in der Kapelle ihre Augen mit dem Quellwasser, um von Augenkrankheiten geheilt zu werden. Auch aus Gratzen kamen noch im 20. Jh. alljährlich Pilger in einer Prozession. Jetzkobrunn diente auch als Pilgerrastplatz für jene, die über Strobnitz weiter nach Brünnl pilgerten.

Nach der Aussiedelung der deutschen Dorfbewohner im Jahr 1945 verkam dieser Ort, und die Kapelle wurde später abgerissen. Die Immaculatastatue, die auf der Kapelle gestanden hatte, befand sich einige Zeit in der Marienkapelle in Údolí bei Gratzen und später in Brünnl. Heute erinnert nur noch eine Passionssäule aus Holz an die ehemalige Kapelle. Die immer noch bestehende Heilquelle liegt geschützt in einem kleinen Häuschen mit Holzdach.


Sonnberg (Žumberk)

Die historische Pfarrgemeinde Sonnberg (Žumberk) wurde per 1.7.2019 der Pfarrgemeinde Gratzen (Nové Hrady) angegliedert.

Die Pfarrkirche St. Johannes des Täufers wurde erstmalig 1332 urkundlich erwähnt, 1423 in den
Hussitenkriegen eingeäschert und 1455 wieder ufgebaut. Die Kirche wurde um 1513 erneut
grundlegend erweitert und zu der vierschiffigen spätgotischen Hallenkirche umgebaut wurde, wie wir sie heute sehen.

Nach den heutigen Erkenntnissen ist die Kirche Johannes des Täufers ein bedeutendes Beispiel für die mittelalterliche Sakralarchitektur in Südböhmen, und insbesondere sein spätgotischer Bauteil gehört
zu den wertvollen Arbeiten der Rosenberger auhütte aus dem ersten Viertel des 16. Jahrhunderts. An
den Außen- und Innenwänden der Kirche hat sich mittelalterlicher Verputz erhalten, der durch
umfangreiche Wandmalereien aus dem 14. und 17. Jahrhundert ergänzt wird. Die architektonische und
künstlerische Sonderstellung der Kirche wird durch ihre malerische Lage inmitten der Sonnberger
Wehranlage noch unterstrichen.

Über Jahrhunderte hinweg diente die Kirche den Gläubigen und überstand auch schwere kriegerische
Notzeiten einschließlich des letzten Krieges, dessen Folgen aber am schwerwiegendsten waren: Die
ehemaligen deutschen Einwohner mussten das Land verlassen; die ehemals prosperierende
Pfarrgemeinde Sonnberg verlor im Niedergang ihre Selbständigkeit und die Kirche – als Bauwerk
ohne Funktion – verfiel im Laufe der Zeit.
Die neue Zeit nach der Wende bietet der Kirche nun einen Neuanfang. Dank des zehnjährigen
Engagements der Nachfahren der ehemaligen Einwohner und ihrer Zusammenarbeit mit der örtlichen
Pfarrgemeinde und dem Bistum wurde der Kirche ihre verlorene Gestalt zurückgegeben.
Zweifellos gehört die Kirche in Sonnberg zu den schönsten spätgotischen Bauten Südböhmens. Es
geht aber nicht nur um die architektonische Schönheit, um ein Baudenkmal, sondern letztlich vor
allem um den Genius loci, der hier schrittweise aber stetig zurückkehrt.


Wallfahrtsort Dobrá Voda (Brünnl)

Lage

Der bekannte Wallfahrtsort Maria Trost in Brünnl, auch das „südböhmische Lourdes“ genannt, gehört zu den fünf von der Missionsgemeinschaft Familie Mariens am 15. August 2005 übernommenen Pfarreien in der Diözese Budweis in Tschechien (Nové Hrady, Strobnitz, Reichenau, Brünnl und Heilbrunn). Maria Trost in Brünnl liegt am Nordhang der Gratzener Berge auf 695 m Höhe im südlichsten Teil Böhmens und ist eingebettet in eine sanfte Hügellandschaft inmitten von Wäldern, Wiesen, Flusstälern und Moorgebieten. Die Gratzener Berge bilden die natürliche Grenze zu Österreich. Die Geschichte dieses Ortes ist mit der Entdeckung der Heilquelle am Abhang des Kuhberges Ende des 17. Jh. verbunden.

Anfang und Entwicklung

Drei junge Männer aus der Gegend hatten damals mehrere Visionen, in denen sie Pilgerscharen zur soeben entdeckten Quelle strömen sahen. Einer von ihnen, Matyá Egidi, erhielt während der Vision den Auftrag, an dieser Stelle eine Kapelle zu bauen. Schon bald reichte sie nicht mehr aus, um den Andrang der Besucher aufzunehmen, die hier in großer Anzahl auch körperliche Heilung erfuhren. So begann Albert Karl Graf von Buquoy mit dem Bau der heutigen Barockkirche, deren Grundstein am 13. Mai 1706 gelegt wurde. Die ständig wachsende Zahl der Pilger bedingte die Errichtung einer Pfarrei (1708), die Vollendung des Pfarrhauses (1719), die Gründung der Buquoy-Residenz (1718), den Bau des Pilgerhauses und die Errichtung des Friedhofes (1786). Zusammen mit der Entwicklung des Wallfahrtsortes begann auch das neue Städtchen Brünnl zu wachsen, das Ende des 19. Jh. etwa 100 Häuser und 500 Einwohner zählte. Das Stadtbild wurde damals schon von Kirche, Pfarrhaus, Schule, Badeanstalt und Postamt geprägt.

Die Wallfahrtskirche

Die Kirche wurde in den Jahren 1708 bis 1715 in reichem Barockstil erbaut. 1718 wurde der Hauptaltar vergoldet und 1727 eine Orgel angeschafft, die ohne wesentliche Veränderungen bis heute funktioniert. 1729 entstanden die Fresken. Die letzte umfassende Renovierung erlebte die Kirche im Jahr 1888 auf Initiative von Filipiny Buquoy, geborene Czernín.

Das südböhmische Lourdes

Die Bedeutung des Wallfahrtsortes in Brünnl zeigte sich unter anderem in der Zahl der ausgeteilten Hll. Kommunionen. Im Jahre 1762, 50 Jahre nach der Einweihung der Wallfahrtskirche, wurden über 60.000 Kommunionen ausgeteilt, und auch zu Beginn des 20. Jh. kamen jährlich etwa 50.000 Pilger in 400 Prozessionen. Nach Angaben des Buches „Österreichs Wallfahrtsorte“ von P. Alfred Hoppe (St. Norbertus Verlag, 1913) war Brünnl für den sudetendeutschen Bereich der Budweiser und Pilsener Diözese sogar der größte Wallfahrtsort – aber nicht nur regional, denn aus ganz Tschechien und aus Österreich, Mähren, Bayern, Ungarn und Slowenien sowie aus der Slowakei strömten Pilgerscharen zum Gnadenbild Maria Trost und zur Heilquelle (erhaltener Wallfahrtskalender). Die große Anzahl der Votivgeschenke und Zeugnisse weist auf die Gnadengaben hin, die viele Menschen an diesem Ort empfangen haben. Der bekannte tschechische Schriftsteller Zikmund Winter erlaubte sich deswegen zu Beginn des 20. Jh., den Wallfahrtsort in Brünnl das „südböhmische Lourdes“ zu nennen.

Der Kommunismus

Eine schwere Zeit überschattete den Ort nach dem Zweiten Weltkrieg, als es zur Vertreibung beinahe aller Einwohner von Brünnl, vor allem deutscher Nationalität, kam. Nach der Machtübernahme durch das kommunistische Regime im Jahr 1948 wurde außerdem eine schwer betretbare Grenzzone errichtet. Brünnl lag nur drei Kilometer vom Eisernen Vorhang entfernt. Die Gebäude waren immer mehr dem Verfall preisgegeben. Als Erstes ging das Pilgerhaus unter, das nach dem Brand im Jahr 1949 nicht mehr erneuert wurde. 1963 erfolgte der Abriss der Buquoy-Residenz, die durch Brandstiftung zerstört worden war. Man hoffte, dass das Feuer der Buquoy-Residenz auch das Schindeldach der angrenzenden Wallfahrtskirche in Flammen setzen würde. Diese Hoffnung wurde jedoch enttäuscht, weil durch Gottes Hilfe im letzten Augenblick der Wind drehte. Von der Zerstörung verschont blieb zum Glück auch das Gebäude des barocken Pfarrhauses, wo in den 70er Jahren Ordensschwestern der „Englischen Fräulein“ interniert waren. Ihnen und dem in dieser Grenzzone ebenso untergebrachten P. Prajer ist es zu verdanken, dass die Pfarrgebäude zumindest eine Grundinstandhaltung erfahren hatten. Zur gründlichen Renovierung der Fassade kam es gegen Ende der 80er Jahre des letzten Jahrhunderts.

Vom Fall des Eisernen Vorhangs bis heute

Nach dem Fall des Eisernen Vorhangs im Jahr 1989 begann ein neues „Zeitalter“. Die Serviten hatten in jahrelanger unermüdlicher Arbeit ihr Kloster in Nové Hrady von Grund auf renoviert. Seither betreuten die Patres auch die etwa 18 km entfernte Pfarrei Brünnl mit der Wallfahrtskirche Maria Trost. Die alten traditionellen Wallfahrten aus Tschechien und besonders auch aus den österreichischen und deutschen Grenzgebieten nehmen seitdem wieder zu. Jeden 13. des Monats findet eine Fatimafeier mit Kerzenprozession und Hl. Messe statt. Neben der wöchentlichen Sonntagsmesse können nach Absprache auch die angemeldeten Pilgergruppen von den Priestern aus Nové Hrady betreut werden. Die negativen Folgen des Atheismus sind jedoch bis heute spürbar, so dass hier eine grundlegende Neuevangelisation geschehen muss! Nachdem die Serviten ihren Dienst im Jahr 2005 in Tschechien beendet hatten, befürchteten die Gläubigen den allmählichen Untergang des Wallfahrtsortes. Durch das Kommen unserer Missionsgemeinschaft ist jedoch eine neue Situation eingetreten. Pilger aus dem In- und Ausland erhoffen sich neues geistiges Leben, und es werden vermehrt Pilgerfahrten, Einkehrtage und Treffen zur Völkerverständigung organisiert. Eine umfassende Betreuung der Pilger kann aber nur zustande kommen, wenn die Infrastruktur angepasst wird. Dazu gehören neben der Unterkunft für die Schwestern im Pfarrhaus und den sanitären Einrichtungen auch entsprechende Räume für den Aufenthalt der Pilger. Dies soll in einer zukünftigen Bauphase verwirklicht werden.

Besichtigung in der Kirche Maria Trost in Brünnl

Die Kirche ist tagsüber geöffnet.

Freitag, Samstag ist um 8.00 Uhr tschechischer Rosenkranz und um 8.30 Uhr hl. Messe (Tschechisch), am Sonntag um 7.30 Uhr tschechischer Rosenkranz und um 8.00 Uhr bereits die hl. Messe (Tschechisch), Mittwochs ist schon um 7.30 Uhr hl. Messe in deutscher Sprache und dann Anbetung, 19.00 Uhr Rosenkranz und eucharistischer Segen.

Am Sonntag ist außerdem um 15.00 Uhr die Hl. Messe in Deutsch. Für Führungen bitten wir Sie, sich in Maria Trost am Festnetz 00420 386 321 678 oder bei Sr. Angela 00420 732 831 339 zu melden. Danke.

An jedem 13. des Monats (außer es ist ein Sonntag, dann am 12.) feiern wir den Fatimatag in Dobrá Voda; die Hl. Messe ist von Mai bis Okt. um 18.00 Uhr, Anbetung um 17.00 Uhr (Tschechisch mit Übersetzung auf Deutsch). Von November bis April gibt es zusätzlich die deutschsprachige Fatimafeier um 12.30 Anbetung und um 13.30 Hl. Messopfer mit Weihe an das Unbefleckte Herz Mariens.

Für Informationen zur Wallfahrtskirche bitte im Schwesternhaus in Brünnl läuten, außer in der Zeit: von 11.00 – 13.30 und 15.00 – 16.00! Danke!


Pfarrkirche St. Nikolaus, Strobnitz (Horní Stropnice)

Strobnitz liegt an einem alten Verkehrsweg zwischen Weitra und Teindles. Der böhmische Herzog Friedrich gab das Gebiet um Weitra und damit auch Strobnitz 1185 Hadmar von Kuenring als Lehen. Es ist gut möglich, dass bereits unter seiner Herrschaft im Jahr 1200 in Strobnitz die erste Kirche erbaut wurde. Im Jahre 1257 erhielt Herr Wok von Rosenberg eine Hälfte von Strobnitz als Mitgift seiner Gattin Hedwig von Schaumburg. Die zweite Hälfte gehörte damals Albert von Payreschau, der sich ab 1279 „von Strobnitz“ nannte. Schon um das Jahr 1302 war Strobnitz ein Marktflecken mit einem wöchentlichen Viehmarkt und einem Jahrmarkt am Fest Christi Himmelfahrt. Dieses Privileg bestätigte im Jahr 1607 Kaiser Rudolf II. und 1848 auch Kaiser Ferdinand I. Er fügte dem Jahrmarkt zwei weitere hinzu, und zwar am 5. Februar und am 6. November. Die Besitzer der beiden Hälften von Strobnitz wechselten, bis im Jahre 1359 ganz Strobnitz in den Besitz der Rosenberger überging, wo es bis zum Aussterben des Geschlechtes im Jahr 1611 verblieb. Für kurze Zeit fiel Strobnitz den Schanbergern zu, im Februar 1620 erhielt es schließlich Karl Bonaventura von Buquoy mit der Herrschaft Gratzen. 1623 erließ Maria Magdalena, die Gattin des verstorbenen Karl Bonaventura, der am 10. Juli 1621 bei Neuhäusl in der Slowakei gefallen war, dem Markt Strobnitz wegen vollständiger Verarmung alle Abgaben. Von 1476 bis 1486 wurde Strobnitz an Ulrich von Grafeneck verpfändet. Sein Feind Rubik von Hlavatec brannte im Jahre 1486 den Ort samt der Kirche nieder. Dieser Brand bildet einen Meilenstein in der Baugeschichte der Kirche. Ursprünglich wurde sie im romanischen Stil erbaut, was noch am Turm sichtbar ist. Da auch die Balkendecke über dem Kirchenschiff verbrannte, wurde es nun im gotischen Stil als dreischiffig eingewölbt. Im gleichen Stil sind auch das Presbyterium, die alte Sakristei und der Uhrturm über dem westlichen Eingang errichtet. (Letzterer wurde später umgebaut.) Der Kirchenkomplex wurde nachträglich nur noch ergänzt durch einen Vorraum im Renaissancestil beim südlichen Eingang und schließlich durch die neue Sakristei im Barockstil sowie durch eine offene Kapelle zwischen dem südlichen Eingang und einem Strebepfeiler.

Die Seelsorge übergab Heinrich von Rosenberg 1286 den Zisterziensern von Hohenfurt, die sie bis 1945 ausübten. Zur Pfarrei gehörte auch das Gebiet der jüngeren Pfarreien Heilbrunn und Brünnl, die unter Kaiser Josef II. ausgegliedert wurden. Der Friedhof befand sich bis zum Jahr 1801 bei der Kirche; die Marienstatue auf dem Marktplatz wurde 1765 errichtet.

Der Hochaltar ist eine Arbeit der Mönche von Hohenfurt aus dem Jahr 1649. Auf dem Altarbild ist der hl. Nikolaus dargestellt, der die Jungfrau Maria mit dem Kind verehrt, im Hintergrund halten zwei Engel den Hirtenstab des Heiligen und eine Schale mit Äpfeln. Zu beiden Seiten des Bildes befinden sich Statuen von Heiligen aus dem Zisterzienserorden, oberhalb davon ein Bild der Heiligsten Dreifaltigkeit mit Statuen der hll. Veit und Wenzel. Den Abschluss des Hochaltars bildet der hl. Michael. Die ursprünglichen Seitenaltäre stammten ebenfalls aus dem Jahr 1649, sie wurden jedoch durch neue ersetzt. Nach dem Dreißigjährigen Krieg blieb vom gotischen Inventar nur noch der Taufstein übrig. Die Kanzel im Rokokostil wurde 1777 vom Schnitzer Bernhard Mayer aus Heilbrunn für 92 Gulden angefertigt.


Heilbrunn – Hojná Voda

Heilbrunn ist die am höchsten gelegene Pfarrei, die von der Familie Mariens von Gratzen aus verwaltet wird. Die Wallfahrts- und Pfarrkirche der hl. Anna wurde leider in den 60er Jahren des 20. Jh. niedergerissen. Nur noch das Pfarrhaus blieb erhalten.

Heilbrunn befindet sich 7 km südwestlich von Gratzen im Bergland in 790 m Höhe und gehört zum Ort Strobnitz. Im Jahr 1564 wurde hier eine Heilquelle entdeckt, und der Ort wurde nach seinem Besitzer Wilhelm von Rosenberg „Vilémova hora“, Wilhelmsberg, genannt. Im 16. und 17. Jh. wurde Heilbrunn zum Kurort, der dann 1653 zur Stadt erhoben wurde. Im Jahr 1698 begannen die ersten Pilger die Quelle von Brünnl zu besuchen. František Palacký gab diesem Ort den tschechischen Namen „Hojná Voda“, „Heilendes Wasser“.

In den Jahren 1945-1946 wurden die deutschen Einwohner ausgesiedelt, und es ließen sich heimkehrende slowakische Emigranten aus Ungarn und Rumänien hier nieder. In den Jahren 1950-1957 lag diese Region im verbotenen Grenzgebiet. Im Jahr 1890 zählte der Ort insgesamt 561 Einwohner, vor allem Deutsche; 1921 waren 545 Einwohner registriert, davon 89% Deutsche.

Einer Legende nach befand sich hier bereits seit den Anfängen des Christentums eine Kapelle. Ein Holzfäller hatte sich schwer verletzt und zu Gott um Hilfe gebetet. Auf einer Rotbuche erschien ihm daraufhin die hl. Anna, und am Fuße des Baumes fand der Verletzte eine Quelle. Er wusch sich mit dem Quellwasser und wurde geheilt. Die Nachricht seiner raschen Genesung verbreitete sich, und als am selben Ort auch ein Blinder das Augenlicht erhielt, erbaute man 1564 eine Kapelle. Im Jahr 1598 war sie bereits durch eine Kirche ersetzt, die Wilhelm von Rosenberg errichten lassen hatte.

Das Patrozinium wurde ursprünglich am Fest der Heiligsten Dreifaltigkeit gefeiert. Unter Gräfin Maria Magdalena von Buquoy wurde die Kirche der hl. Anna geweiht und 1691 zur Pfarrkirche erhoben.

Diese Kirche bestand aus dem Hauptschiff und einem dreiteiligen Presbyterium; die Sakristei befand sich auf der nördlichen Seite. Im Gegensatz zum Kirchenschiff mit Tonnengewölbe hatte das Presbyterium ein Spiegelgewölbe. Ein Bild der hl. Anna zierte den Hauptaltar und war zu beiden Seiten eingerahmt von Statuen des hl. Josef und des hl. Antonius von Padua. Weitere Statuen der hll. Andreas und Jakobus befanden sich neben den Gittertüren des Altars. Dieser Seitenaltar war dem hl. Johannes Nepomuk geweiht.

Der Annaaltar entstand im Jahr 1680. Der Hauptaltar war der Heiligsten Dreifaltigkeit geweiht, der Seitenaltar an der Epistelseite wurde zum besagten Annaaltar. Gegenüberliegend befand sich der Altar des hl. Johannes Nepomuk und auch eine Grotte mit einer liegenden Wachsfigur der hl. Rosalia.

Zu Beginn betreute eine Bruderschaft der hl. Anna die Kirche, im Jahr 1708 wurde die gemeinsame Pfarrei Hojná Voda – Brünnl errichtet.

Bis zum Jahr 1712 war der Pfarrer in Hojná Voda wohnhaft, das oft von Gläubigen besucht wurde, die nach Brünnl pilgerten. Der Zisterzienserpater Placidus Windhager war der letzte Pfarrer in Hojná Voda. Zusammen mit den deutschen Einwohnern wurde er schließlich ausgesiedelt. Nach dem Zweiten Weltkrieg kam es zur gänzlichen geistigen Verarmung dieses Gebietes, die Kirche verfiel und wurde schließlich 1963 niedergerissen. An ihrer Stelle steht heute das Haus Nr. 117. Nur das Pfarrhaus und der Kirchturm blieben erhalten, außerdem eine Statue des hl. Linhart. Der Quellbrunnen bei der hl. Anna existiert bis heute und befindet sich neben bei der Pension „Pod kaštany“ hinter einer Kapelle.